Ein Artikel von Gabriel Rücker
Am 22. März 2022 hat die AGSA die Kandidat*innen zur Oberbürgermeister-Wahl in Magdeburg in den Offenen Kanal geladen. Dazu haben sich vier Kandidat*innen den Fragen von Manja Lorenz gestellt. Im Rahmen der Antirassismuswochen Magbdeburg wollte die AGSA wissen, welche Positionen die Kandidat*innen zu den Themen Antirassismus, Antidiskriminierung und Migration vertreten. Zu Gast waren Nicole Anger (Die Linke), Simone Borris (parteilos), Tobias Krull (CDU) und Jens Rösler (SPD). Wie können Menschen mit Migrationshintergrund mehr in die Stadtgesellschaft eingebunden werden, wie ihre Beteiligung verbessert werden und wie die Bedürfnisse von ihnen besser berücksichtigt werden? Das waren zentrale Themen der Runde. Auffällig in der Runde war die große Einigkeit der Runde bei vielen Themen und Punkten. Es war ein großes Interesse an unseren Themen zu spüren. Selten wirkte eine Kandidierenden-Runde so harmonisch.
Nicole Anger (Die Linke)
Nicole Anger ist die Kandidatin der Partei Die Linke. Aktuell ist sie seit 2021 Mitglied im Landtag von Sachsen-Anhalt. Sie ist in Magdeburg geboren und hat ihr ganzes Leben bis auf zwei Auslandssemester in Magdeburg verbracht. “Magdeburg ist mein Zuhause” sagt sich ganz stolz. Bevor sie in den Landtag gewählt wurde, arbeitete sie in der Kinder- und Jugendhilfe.
Für Nicole Anger ist die Beteiligung aller Bürger*innen ein zentrales Anliegen. Sie möchte die Menschen mehr einbeziehen und vor allem auch Menschen mit Migrationshintergrund mehr über Möglichkeiten der Beteiligung in der Stadt aufklären. Auch zentrale Anlaufstellen sind für sie ein guter Weg die Menschen vor Ort besser zu erreichen. Weiter möchte Nicole Anger auch mehr niedrigschwellige Angebote der Beteiligung in den Stadtteilen und Quartieren schaffen und vor allem die Teilhabe der Kinder fördern. Zur Ermittlung der Bedarfe in den Quartieren möchte Nicole Anger auch stärker mehr mit den Betroffenen vor Ort ins Gespräch kommen. Ein großes Thema ist auch der soziale Wohnungsbau bei, der sie eine 20%-Quote für soziale Wohnungen fordert, um der Gentrifizierung von der auch Menschen mit Migration besonders stark betroffen sind, entgegenzuwirken. Die Verbesserung der Mobilität durch Stärkung des ÖPNV ist für sie wichtig. Zur Unterstützung von Migrant*innenorganisationen und Vereinen möchte sie Eigenmittelanteile senken oder gar ganz streichen und die verschiedenen Bereiche Soziales, Kultur und Diversität mehr verzahnen.
Simone Borris (parteilos)
Simone Borris ist parteilose Kandidatin und wird von der FDP unterstützt. Aktuell ist sie Sozialbeigeordnete der Stadt Magdeburg sowie stellvertretende Oberbürgermeisterin. Sie hat nach eigener Aussage durch ihre langjährige Erfahrung in der Stadtverwaltung und Führungsebene beste Voraussetzungen für das Amt. Sie kennt die Strukturen der Stadt sehr gut und ist laut eigener Aussage bestens vernetzt.
Vor Ort möchte Simone Borris die Vernetzung der Gemeinwesen Arbeitsgruppen mit dem Integrationsbeirat stärken, um Menschen mit Migrationshintergrund besser einzubinden. Auch möchte sie sich für eine schnelle Digitalisierung der Verwaltung einsetzen, um die Verwaltungsakte zu beschleunigen und Wartezeit, wie zum Beispiel bei der Einbürgerung zu verkürzen. Sie betont, dass darauf geachtet werden muss, dass das Integrationskonzept auch umsetzbar sein muss. Migrant*innenorganisationen möchte sie mehr unterstützen und in der Stadt mehr einbeziehen. Im Gegensatz zu Nicole Anger hält sie zentrale Anlaufstellen für nicht zielführend, es gibt genug Strukturen in den Stadtteilen, diese müssen bekannter gemacht werden und mehr genutzt werden. Um die Diversität unter den Verwaltungsmitarbeiter*innen zu erhöhen, möchte sich Simone Borris für eine Öffnung der Ausschreibeprozesse einsetzten durch zum Beispiel anonymisierte Bewerbungsunterlagen, um die Chancen von Personen mit Migrationshintergrund im Auswahlverfahren zu erhöhen. Generell möchte Sie auch die Freiwilligenagentur mehr stärken, sowie die zivilgesellschaftlichen Vereine bei der Fördermittel-Akquise mehr unterstützen und die Förderrichtlinien vereinfachen.
Tobias Krull (CDU)
Tobias Krull ist der Kandidat der CDU. Er sitzt für seine Partei seit 2016 im Landtag von Sachsen-Anhalt und ist da unter anderem Integrationspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er beschreibt sich selbst als stark mit Magdeburg verbunden und setzt sich nach eigener Aussage schon lange für Integration und Diversität ein. Er sagt klar, dass die Stadt vom Wissen und den Erfahrungen der Menschen mit Migrationshintergrund profitieren kann.
Er möchte das Einbürgerungsverfahren beschleunigen und die Bemühungen der Stadt, die Bürger*innen zu mehr Beteiligung sowie Nutzung der Angebote zu mobilisieren. Des Weiteren möchte er Unterstützungsangebote weiter ausbauen und in der Verwaltung dafür Sorge tragen, dass Beschwerden schon bevor sie entstehen vermieden werden. In der Verwaltung möchte sich Tobias Krull auch für die Vereinfachung der Sprache bei Verwaltungsakten einsetzen, um die Hürden für die Bürger*innen zu vermindern. Stellenausschreibungen der Stadt möchte er auch verstärkt über Migrant*innenorganisationen verteilen lassen um so gezielt Menschen mit Migrationshintergrund für die Verwaltung zu gewinnen. Außerdem sieht er Potential bei der Nachwuchsförderung der Stadt und möchte die Diversität der Auszubildenen der Stadt erhöhen. Wichtig ist ihm die Kommunikations- und Anerkennungskultur der Stadt zu verbessern. Damit die Zivilgesellschaft besser eingebunden wird, möchte er regelmäßige Gesprächsrunden von Verwaltung und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen etablieren und eine gemeinsame Stadtorganisation entwickeln. Er möchte Magdeburg zu einer klimagerechten und nachhaltigen Stadt machen. Allgemein möchte er, dass Magdeburger*innen progressiver mit dem umgehen, was die Stadt zu bieten hat.
Jens Rösler (SPD)
Jens Rösler ist der Kandidat der SPD und wird von den Grünen unterstützt. Er sitzt für die SPD im Stadtrat und betont seine politische Erfahrung sowie seine Verwaltungserfahrung. Antirassismus, Diversität und (kulturelle) Vielfalt seien für ihn zentrale Themen seiner politischen Arbeit.
Er möchte sich als Oberbürgermeister dafür einsetzten, dass Drittstaatler*innen auf kommunaler Ebene wählen dürfen. Auch er möchte zur besseren Einbindung der Bürger*innen der Stadt niedrigschwellige Angebote der Teilhabe wie Gemeinwesensarbeitsgruppen stärken. In der Verwaltung möchte er kontinuierlich Führungspersonal zu Themen Migration und Integration schulen, um sie auf die Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund vorzubereiten. Hier möchte er auch die Fremdsprachenkenntnisse verbessern. Die Anerkennung von Berufsabschlüssen möchte er beschleunigen, um die Menschen schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Wichtig ist Jens Rösler, Leidenschaft für die Stadt zu entwickeln. Er möchte sich für eine Stadtgesellschaft einsetzen, die zusammenhält. Auch er betont wie Nicole Anger die Wichtigkeit der Situation auf dem Wohnungsmarkt. Auch er möchte die Stadt klimaneutral gestalten und mit Blick auf die aktuelle Situation auch die Heizsituation im Blick behalten.
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