Schulleitungen, Pädagogen und Sozialarbeiter*innen brachte am 15. November 2019 im Rahmen eines Fachgesprächs das IKOE-Projekt der AGSA in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung zusammen.
Themen wie nachhaltige Entwicklungs- und Beziehungsarbeit an Schulen sowie Aspekte demokratischen Führungshandelns wurden unter dem Titel "System Schule. Veränderung gestalten" angeregt diskutiert.
"Die Herausforderung, auf einem großen 'Dampfer' ein Wir-Gefühl zu schaffen, können wir nur meistern, indem wir die Instrumente der Schuldemokratie nutzen.", so Jan Riedel, Schulleiter des Neuen Städtischen Gymnasiums in Halle (Saale).
Nachdem bereits im März Antje Reuleke, stellvertretende Schulleiterin des Internationalen Stiftungsgymnasiums Magdeburg, Ansätze zur Förderung von Mehrsprachigkeit und internationalem Lernen vorgestellt hatte, widmete sich der Fachaustausch diese Mal dem Partizipationsprinzip und Beteiligungsstrukturen des Neuen Städtischen Gymnasiums Halle (Saale).
Schulen und Kindertagesstätten wird ein Raum geboten, selbst über ihre Erfahrungen und Ideen im Umgang mit Vielfalt und Demokratieförderung zu sprechen. Besonders wichtig ist uns dabei der interdisziplinäre, organisationsübergreifende und informelle Austausch, der für alle Beteiligten einen Perspektivwechsel ermöglicht. Genügend Beispiele und Anregungen für die Initiierung von Veränderungsprozessen lieferte dabei neben Jan Riedel auch das vielfältige Plenum, vertreten durch einen Kita- und Horterzieher, Schulsozialarbeiter*innen und Lehrer*innen aus Grund-, Gesamt- und berufsbildenden Schulen aus Magdeburg und Umgebung.
Entscheidend für eine nachhaltige Entwicklungs- und Beziehungsarbeit an Schule ist in erster Linie demokratisches Führungshandeln, betonte Marco Schramm, Qualitätsbeauftragter des Berufsschulzentrum Stendal, nach seiner Erfahrung mit einer Schulfusion.
Jan Riedel, selbst Gymnasiallehrer für Geschichte ermutigte und plädierte für die Verankerung größtmöglicher Beteiligungsstrukturen auf allen Ebenen beispielsweise durch Klassen- und Elternräte, Schulvollversammlungen, Jahrgangsetagen und -teams, Wochenplanarbeit, selbstorganisierte Lernsettings, fächerübergreifenden Unterricht, Tage der offenen Türbis hin zuEntwicklungs- und Morgenkreisgesprächen. Seiner Ansicht nach können durch eine auf Wertschätzung, Reflexion und Feedback beruhende Kommunikationskultur schon viele Probleme dort gelöst werden, wo sie entstehen.
Kommunikationswege und Beschwerdemanagement sind über eine "Bildungsvereinbarung" zwischen Eltern und Schule geregelt. Im Hinblick auf die Elternarbeit können Anreize dahingehend geschaffen werden, dass Eltern in die konzeptionelle Arbeit mit einbezogen werden, beispielsweise indem sie in Steuer- oder Arbeitsgruppen mitwirken oder an Ideen- und Ressourcenkonferenzen teilnehmen. Selbst initiierte Elternstammtische, die Arbeit des Fördervereins sowie Spenden und Feste sind ebenfalls unverzichtbare Beiträge, die nur dann geleistet werden können, wenn die Strukturen dafür vorhanden sind.
"Die Schule befindet sich in einem stetigen Transformationsprozess", lautete das Resümee des Direktors. Von Modellen wie den sogenannten "Turnaround Schulen" zu lernen oder Impulse durch Persönlichkeiten wie Margret Rasfeld, Gründerin der "Initiative Schule im Aufbruch" zu erhalten, war in seiner Laufbahn immer erfrischend, inspirierend und eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Denn entscheidend ist, junge Menschen auf die Anforderungen des Lebens mit mehr als reiner Wissensvermittlung vorzubereiten.
Ziel ist es, mit diesem und weiteren Angeboten des EU-geförderten Projekts und auf der Grundlage des aktuellen Beschlusses der Kultusministerkonferenz zur Interkulturellen Bildung und Erziehung in der Schule (vom 25.10.1996 i. d. F. vom 05.12.2013) durch passgenaue Bildungs- und Beratungsangebote für ein auf den ersten Blick nicht greifbares Querschnittsthema zu sensibilisieren, diversitätsorientierte Entwicklungsprozesse zu befördern sowie dazu anregen, das System Schule neu zu denken.
Veranstaltungsrückblick der IKOE-Projektmitarbeiterin Verena Redemann